Durch die Gebirgsauffaltung des Teutoburger Waldes gelangten vor etwa 65–70 Millionen Jahren tiefer gelegene kohlehaltige Schichten in der Ibbenbürener Region aus über 2 km Tiefe bis an die Oberfläche. Kohle wurde in Ibbenbüren sehr wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert abgebaut. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau im Jahr 1556. 1662 wurde Kohle bereits aus über 40 m unter der Erde gefördert. 1697 trieb die Zeche Dickenberg einen Stollen 500 m flach in den Berg. 1822 wurde die erste maschinelle Fördereinrichtung in Betrieb genommen. Ab 1825 wurden Dampfmaschinen zur Entwässerung eingesetzt. 1942 erfand Konrad Grebe in Ibbenbüren den Einheitshobel, mit dem niedrige Flöze effizient abgebaut werden konnten. Durch die kontinuierliche Entwicklung immer neuerer Technologien wurde Ibbenbüren zum Vorreiter der vollmechanisierten Kohleförderung im deutschen Steinkohlenbergbau. Mit einer Teufe von 1.545 m war das Bergwerk Ibbenbüren bis 1989 die tiefste Steinkohlenzeche Europas. Tiefer hinab ging es im Steinkohlenbergbau ab 1989 auf der Zeche Haus Aden in Bergkamen (1.635 m) und ab 1997 auf der Zeche Saar im Saarland (1.751 m). Nach Schließung beider Zechen wurde Ibbenbüren von 2012 bis zu seiner Stilllegung im Jahr 2018 erneut der tiefste aktive Steinkohlenschacht Europas.
Mettingen
Westerkappeln
Schafberg
Die Anfänge des Ibbenbürener Steinkohlenbergbaus reichen vermutlich bis weit ins 15. Jahrhundert zurück. 1492 wurde in einer Schenkung an das Osnabrücker Hochstift der Beruf des Nolke als "Kohlenbrecher" angegeben. Andere Urkunden aus der Zeit um 1490 belegen, dass Schmiedefeuer in Osnabrück mit Steinkohle befeuert wurden. Es wird davon ausgegangen, dass diese Kohle aus der Ibbenbürener Region stammte.
Bereits im 16. Jahrhundert wurde auf dem Schafberg in der Grafschaft Tecklenburg Kohle für den Hausbrand im Tagebau gewonnen. Als erster direkter Nachweis des Kohleabbaus in der für den Bergbau bedeutenderen Grafschaft Lingen, zu der u. a. die Gemeinden Schapen, Uffeln, Dickenberg, Ibbenbüren, Bockraden und Mettingen gehörten, gilt das Dokument "Beschrievinge der Graischaft" (Beschreibung der Grafschaft) aus dem Jahr 1556. Der Rentmeister van Limborg empfiehlt darin, der Pächter der Kalköfen in der Bauernschaft Uffeln möge doch die Öfen mit Kohle betreiben. 1563 wurde Steinkohle in den gräfisch lingischen Frachttarifen auf der Ems bei Lingen aufgeführt. Diese Kohle stammte mit Sicherheit aus der Ibbenbürener Region, da das Ruhrrevier, in dem zu diesem Zeitpunkt ebenfalls schon Kohle abgebaut wurde, zu weit abgelegen war.
Anfang des 17. Jahrhunderts gab es drei Pachtverträge, die die Nutzungsrechte der Kohlefelder in der Grafschaft Lingen regelten. (1) Schapen: 1605 wurde ein Pachtvertrag zwischen Graf Moritz und dem Drosten von Lingen, Albert von Ittersum abgeschlossen. (2) Bockraden: Alexander von Velen wurde 1609 in Jahresrechnungen des spanischen Rentmeisters zu Lingen als Pächter in Bockraden genannt. (3) Uffeln: 1607 bat der aus Bevergern stammende Bergwerksbesitzer Hinrich Wessels die oranischen Räte in Haag um Klärung der Besitzverhältnisse der Kohlefelder in Uffeln, nachdem der spanische Gouverneur Graf von Solre die Nutzungsrechte Alexander von Velen zugesprochen hatte, dem Besitzer der Rheiner Salzwerke und Pächter der benachbarten Kohlefelder in Bockraden. Wessels sagte aus, er habe die Kohlefelder 1587 gekauft und zu Profit gebracht.
Die Pachtverträge wurden im 17. Jahrhundert von den Nachkommen der drei Pächter weitergeführt. Aus einer Pachtverlängerung von Wessels jun. im Jahr 1662 geht hervor, dass bereits Kohle untertage abgebaut wurde. Wessels jun. beschreibt in seinem Antrag, dass er Steinkohle in mehr als 150 Fuß (43 m) unter der Erde hat suchen müssen. 1666 wurde die Pacht von Wessels nicht verlängert. Die Nutzungsrechte auf dem Dickenberg wurden Menco Mettingh, dem wirtschaftlich wesentlich besser gestellten Pächter der Grube Schafberg in der Grafschaft Tecklenburg übertragen. Mettingh gründete 1672 die erste Ziegelei im Raum Ibbenbüren. In den Folgejahren fiel der Unternehmer durch betriebliche Unregelmäßigkeiten auf. Er musste eine hohe Bürgschaft für seinen Schwager Vogt Cloppenburg begleichen. Wohl aufgrund finanzieller Schwierigkeiten war er nicht bereit, dem oranischen Rat in Haag die vereinbarte Pacht zu zahlen. Er erhielt zwangsläufig nur eine reduzierte Pachtverlängerung. Ein paar Jahre später war Metthingh nicht mehr als Unternehmer in der Grafschaft Lingen aktiv.
1691-1697 wurde auf dem Dickenberg ein Wasserlösungsstollen 1.726 Fuß (497 m) durch äußerst hartes Gestein in den Berg geschlagen. Die oranische Verwaltung hatte dazu eigens zwei wallonische Steiger aus dem Raum Lüttich nach Ibbenbüren entsandt.
1707 fielen die Grafschaften Lingen und Tecklenburg an das Königreich Preußen. Der Kohleabbau lag bereits einige Jahre brach. Der Staat wollte den Betrieb mittels Verpachtung wieder aufnehmen und schrieb die Pachtung öffentlich aus. 1714 erhielt Metthings Sohn Gerhard Dominicus die Pacht über die Kohlefelder in beiden Grafschaften. Ähnlich wie bei seinem Vater kam es im Grubenbetrieb immer wieder zu Unregelmäßigkeiten und Überschreitungen der Nutzungsrechte. 1747 kam es dann zum Eklat. Die Ibbenbürener Verwaltung ging gegen Mettingh vor, der daraufhin mit seinen Leuten die staatlichen Gebäude stürmte, um seine Forderungen durchzusetzen. König Friedrich II. nahm Mettingh deshalb die Pacht ab, die Gruben fielen an den preußischen Staat, der von da an den Betrieb der Ibbenbürener Bergwerke selbst übernahm und weiter ausbaute. Um das massive Wasserproblem der Zeche Schafberg zu beheben, wurde 1752 der Schafberger Oberstollen 84 m unterhalb der Grubenbaue aufgefahren, der das Wasser aus dem Bergwerk löste.
1736 war auf dem Dickenberg ein mächtiges Flöz entdeckt worden, das Flöz Buchholz. 1737 wurde der Schacht Friedrich Wilhelm und zwei Lichtlöcher auf den Stollen in 33 m abgeteuft. 1738 wurde der Oslinger Stollen aufgefahren. 1739 wurde der Wetter- und Förderschacht Königin bis auf 15 m abgeteuft. Lichtloch 3 erreichte den Stollen in 33 m Tiefe. Dieser Schacht wurde später in Rodeschacht umbenannt. Die Schächte Elisabeth und Gutehoffnung folgten 1742. Der Kohleabbau kam aber 1743 aufgrund von Verwerfungen des Buchholzer Flözes zum Erliegen. 1748 wurden die Arbeiten am Glücksburger Oberstollen wieder aufgenommen. 11 Stollenschächte und 17 Lichtlöcher wurden in den Folgejahren auf den Oberstollen abgeteuft. 59 m unterhalb des Oberstollens wurde nach dessen Abbauende 1771 der Dickenberger tiefe Stollen in östlicher Richtung aufgefahren. Die Zeche Dickenberg erreichte in den 1780er Jahren eine Jahresfördermenge von 3.300 t. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Zeche Dickenberg aber zusehends unrentabel und schließlich 1825 geschlossen.
1822 wurde der Abendsternschacht der Zeche Glücksburg abgeteuft. Für die Förderung und Entwässerung wurde ab 1825 eine Dampffördermaschine eingesetzt, die den bis dahin genutzten Pferdegöpel ersetzte. Es war die erste maschinelle Fördereinrichtung im Ibbenbürener Revier. Die Dampfmaschine holte ihr Speisewasser aus einer Schachttiefe von 48 m.
Als Teil der Grube Schafberg wurde 1824 der Morgensternschacht eröffnet. Der Von Oyenhausen Schacht wurde 1860 gebaut, um die steigende Nachfrage der Eisenbahn nach Kohle zu decken. Mit zunehmendem Vorrücken des Kohleabbaus Richtung Osten wurde 1888 der Theodorschacht in Laggenbeck abgeteuft. Das erleichterte den Bergleuten die Anfahrt vor Kohle und verbesserte die Bewetterung des Bergwerks.
Die Zeche Ibbenbüren hatte immer mit einem hohen Wasserstand zu kämpfen. 1894 kam es zur Katastrophe. Die Zeche soff in wenigen Wochen komplett ab. Das Bergwerk wurde massiv umgebaut, so wurde z. B. das Westfeld gegründet, das bis 1979 aktiv war. Große Pumpen unterstützten die Sümpfung (Entwässerung) zwischen 1896 und 1898. Dadurch konnte das Bergwerk Ende 1898 seinen Betrieb wieder aufnehmen.
Die Zeche Ibbenbüren war bis 1923 in preußischem Staatsbesitz, wurde danach privatisiert und von der Preußag weitergeführt. 1941 erfand der gebürtige Saarländer Konrad Grebe in Ibbenbüren den Kohlenhobel. Die Technologie, die 1942 patentiert wurde, verdoppelte den Strebfortschritt von 1,5 m auf 3 m pro Tag und erlaubte den Abbau der Kohle auch in niedrigen Flözen.
Während des Zweiten Weltkriegs ersetzten Zwangsarbeiter aus den besetzen Gebieten (Oberschlesien, Belgien, Italien, Polen) und ab 1942 Kriegsgefangene aus Russland die Ibbenbürener Kumpel, die zum Kriegsdienst einberufen wurden. 1944 arbeiteten 4.000 Bergleute auf der Zeche, 1.688 davon waren Fremdarbeiter. Ibbenbüren wurde das Ziel zahlreicher Luftangriffe der Alliierten. Allein 1943 wurde über 900 mal Luftalarm ausgerufen. Das Bergwerk wurde aber kaum beschädigt und konnte bis auf eine kurze Unterbrechung im April 1945 den Betrieb aufrechterhalten. Das Bergwerk stand nach Kriegsende unter der Kontrolle der britischen und amerikanischen Siegermächte. 1951 wurde es wieder an die Preußag übertragen.
1958 wurde der Nordschacht in Mettingen eröffnet und der Kohleabbau Richtung Norden ausgeweitet. Da die Kohlenflöze Richtung Norden immer weiter in die Tiefe führen, wurde der Nordschacht Sohle für Sohle weiter abgeteuft. 1960: 808 m (4. Sohle). 1976: 1.418 m (5. Sohle). 1986-88: Endteufe 1.545 m (6. Sohle). In der Strecke 7 Osten, Flöz 74 erreichte das Bergwerk die größte Teufe von 1.598 m. Ibbenbüren wurde der tiefste Steinkohlenschacht Europas, 1989 abgelöst durch das Bergwerk Haus Aden (Bergkamen, Ruhrgebiet), das eine Endteufe von 1.635 m erreichte und 1997 durch das Bergwerk Saar (Ensdorf, Saarland) mit 1.751 m. Tiefer kam in Deutschland nur Schacht 371 des Uranbergwerks Aue (Westerzgebirge) mit 1.838 m. Noch tiefer hinab geht es in den Goldminen in Südafrika: 4.000 m, was nur durch einen dickeren Erdmantel in Afrika ermöglicht wird. In Ibbenbüren steigt die Temperatur je 42 m Tiefe um 1°C. Das macht bei einer Tiefe von 1.500 m eine natürliche Gesteinstemperatur von ca. 43°C. Deutlich günstiger als im Ruhrgebiet, aber ohne eine extra gekühlte Bewetterung wäre auch hier die Arbeit unter Tage in dieser Tiefe nicht mehr möglich gewesen.
In Ibbenbüren wurde Anthrazitkohle gefördert. Hauptabnehmer war das Ibbenbürener Kraftwerk, das 1905 als reines Zechenkraftwerk gebaut worden war. 1967 erfolgte die Ausweitung um das RWE Kraftwerk Block A und 1981 folgte Block B mit einer Gesamtleistung von 850 Megawatt. Mit seinem 110 m hohen Kühlturm und dem 275 m hohen Schornstein prägt das Kraftwerk die Skyline von Ibbenbüren. Es wurde zum weit sichtbaren Wahrzeichen der Stadt. Weitere Abnehmer der hochwertigen Anthrazitkohle waren Unternehmen und Haushalte in der Umgebung. 400.000 t Kohle wurden jährlich als Hausbrand verbraucht.
Die größte Belegschaft hatte die Zeche Ibbenbüren 1958 mit 7.947 Beschäftigten. Die maximale jährliche Fördermenge wurde 1971 mit 2,8 Mio. t Kohle erreicht. Zu dieser Zeit hatte die Zeche 5.157 Beschäftigte. Von Beginn der statistischen Aufzeichnung 1758 bis zum Ende des Bergbaus im Jahr 2018 wurden in Ibbenbüren insgesamt 170 Mio. t Kohle gefördert.
Die Kohlekrise ab 1957 traf auch Ibbenbüren hart. Billigere Steinkohle aus anderen Regionen der Erde, Erdöl als neuer Energieträger, sowie die Kernkraft ab den 1960er Jahren führten zu einem starken Rückgang der Nachfrage nach Kohle. Die staatliche Subventionierung des deutschen Steinkohlenbergbaus und starke Rationalisierungsmaßnahmen in den 1960ern schufen Abhilfe, dennoch stand das Bergwerk Anfang der 1970er Jahre kurz vor dem Aus. Das Betriebsende konnte durch Personalabbau und durch die Stilllegung des Westfelds 1979 abgewendet werden. Der Ausbau des Kraftwerks in den 1980ern war dann der Hauptgrund für das weitere Fortbestehen der Zeche. 80% der Ibbenbürener Kohle wurde vom Kraftwerk für die Stromerzeugung abgenommen.
Die Landes- und Bundesregierung einigten sich 2007 parteiübergreifend auf ein Ende der Kohlesubvention ab 2018 und besiegelten damit das Ende des nicht mehr wettbewerbsfähigen deutschen Steinkohlenbergbaus. Die Zeche Ibbenbüren wurde am 4. Dezember 2018 als zweitletztes aktives Steinkohlenbergwerk Deutschlands stillgelegt. Kurz vor der Schließung kam es zum bislang letzten tödlichen Minenunfall in Deutschland, bei dem ein 29-jähriger Kumpel starb.
Jahre |
gesamte Fördermenge [in t] |
durchschnittliche Fördermenge [in t / Jahr] |
durchschnittliche Belegschaft [Anzahl Mitarbeiter] |
durchschnittliche Pro-Kopf-Fördermenge [in t / Jahr / Mitarbeiter] |
---|---|---|---|---|
1758-1774 | 29.095 | 3.233 | - | - |
1774-1799 | 59.958 | 4.997 | - | - |
1800-1824 | 301.577 | 17.740 | 125 | 142 |
1825-1849 | 602.189 | 25.091 | 195 | 129 |
1850-1874 | 2.140.723 | 85.629 | 597 | 143 |
1875-1899 | 2.174.408 | 86.976 | 534 | 163 |
1900-1924 | 5.933.954 | 237.358 | 1.195 | 199 |
1925-1949 | 21.492.208 | 859.688 | 3.007 | 286 |
1950-1974 | 50.830.901 | 2.033.236 | 6.327 | 321 |
1975-1999 | 50.780.348 | 2.031.214 | 3.802 | 534 |
2000-2018 | 33.102.000 | 1.742.211 | 2.259 | 771 |
QUELLEN: RAG-Die Geschichte des Bergbaureviers Ibbenbüren, Rickelmann/Röhrs 1983, Röhrs 1985
Jahre | Todesfälle |
---|---|
1960-1969 | 44 |
1970-1979 | 28 |
1980-1989 | 26 |
1990-1999 | 3 |
2000-2018 | 4 |
Am 26. August 1981 kam es zum letzten größeren Grubenunglück im Ibbenbürener Bergbau. In 1.300m Tiefe kam es bei Entspannungsbohrungen zu einem plötzlichen Gas-/Kohleausbruch. Durch den Gasdruck wurden ca. 100 Tonnen Feinkohle und Grubengas in die Strecke geschleudert. Vier deutsche und vier polnische Kumpel wurden bei dem Unglück getötet.
QUELLEN: WN (14.08.2018): "104 Bergleute kamen seit 1960 zu Tode", WN (15.08.2018): Mannloses Hobeln bringt mehr Sicherheit, Ibb-Town Wiki (Grubenunglück mit acht Todesopfern), Wikipedia (Ibbenbüren)
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Die Grube Mieke war eine Kleinzeche in Uffeln. Sie wurde 1921 vom Ibbenbürener Unternehmer Hugo Deiters gepachtet, um nach dem Ersten Weltkrieg die Versorgung seiner Fabrik mit Kohle zu sichern. Deiters gründete 1923 eine Steinkohlengrube, der er den Namen seiner Frau Mieke verlieh. Ein tonnlägiger, d. h. schräg abwärts verlaufender Schacht mit 150 m Länge wurde abgeteuft. Die Grube Mieke war eine der fortschrittlichsten Gruben unter den über 100 Pachtgruben in Ibbenbüren. In der Kohlengrube kamen schon Abbauhämmer zum Einsatz. Die Bewetterung wurde durch Ventilatoren sichergestellt. 1946 versiegten die Kohlevorräte in der „Alten“ Mieke und der Stollen wurde stillgelegt. 1948 nahm die „Neue“ Mieke nördlich der alten Grube den Betrieb im Barbarafeld wieder auf. 1954 war die Grube Mieke die letzte privat betriebene Grube im Ibbenbürener Steinkohlenrevier. 1957/1958 wurde der Förderschacht Hugo abgeteuft, um an das tiefer liegende Flöz Dickenberg zu gelangen. Die jährliche Fördermenge lag zwischen 35.000 und 40.000 Tonnen Steinkohle. In der Grube Mieke arbeiteten 120 Kumpel. Mieke wurde 1964 stillgelegt. Die Gebäude wurden abgerissen, der Schacht verfüllt. Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an der Straße Up de Hee in der Nähe des Steinbruchs an die Grube Mieke.
QUELLEN: Inschrift Gedenkstein, ein Zeitzeuge, Wikipedia
TAGS: Bergbau, Steinkohle, Zechen in Ibbenbüren, Grube Mieke
FOTO: Grube Mieke (16.01.2021) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Schließung | Belegschaft | jährl. Förderung | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Grube Mieke |
Up de Hee 49479 Ibbenbüren |
1921 | 1923 | 1964 | 120 | 35..000-40.000 t |
Letzte privat betriebene |
Der Pachtgrubenbergbau gewann nach dem 1. Weltkrieg aufgrund der Kohleknappheit an Bedeutung. Mehr als 100 Kleinzechen im Pachtbetrieb existierten im Ibbenbürener Revier in der Nachkriegszeit. Die größte unter ihnen war die Zeche Mathilde auf dem Dickenberg, die 1921 gegründet wurde. Zentrum der Zeche war der Wilhelmschacht. Die Zeche erreichte in den Dreißiger Jahren eine jährliche Fördermenge von 120.000 t Kohle mit einer Belegschaft von 400 Bergleuten. Aufgrund eines kriegsbedingten Stromausfalls im April 1945 konnte die Wasserhaltung nicht aufrechterhalten werden. In der Folge soff die Grube vollständig ab. Die Zeche wurde stillgelegt und im selben Jahr von der Preußag übernommen. Vom Wilhelmschacht aus wurden die Flöze Buchholz, der darunter liegende Flöz Dickenberg und der Flöz Glücksburg abgebaut. 1959 wurde die Anlage um ein Kauengebäude für bis zu 1.000 Bergleute erweitert. Der Schacht wurde bis 1969 zur Seilfahrt und Materialförderung genutzt, diente danach noch bis zur Stilllegung des Westfeldes im Jahr 1979 der Hauptwasserhaltung. Der Wilhelmschacht erreichte eine maximale Teufe von 231 m (unterhalb der 2. Sohle). Das Fördergerüst wurde 1984 abgerissen, die Tagesanlagen 2005 zurückgebaut und das Gelände aufgeforstet. Heute erinnern nur noch ein Gedenkstein, eine ausgemusterte Lore und der Straßenname an den ehemaligen Wilhelmschacht.
QUELLEN: Inschrift Gedenkstein; Rickelmann/Röhrs 1983
TAGS: Industrie, Bergbau, Zechen in Ibbenbüren, Zeche Mathilde
FOTO: Zeche Mathilde, Wilhemschacht (16.01.2021, Der Landgraph) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Schließung | Belegschaft | jährl. Förderung | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Mathilde Wilhelmschacht |
Am Wilhelmschacht 49479 Ibbenbüren |
1921 | 1921 | 1979 | 400 | 120.000 t |
Maximale |
Der Rudolfschacht wurde 1884 zunächst als Haspelschacht auf 32 m abgeteuft. 90 Bergleute arbeiteten zu Beginn im Bergwerk. Der Schacht diente als Ersatz für den stillgelegten Bernhardschacht, der von 1865 bis 1886 aktiv war. Als der Von-Oeynhausenschacht von 1894 bis 1898 absoff, konnte ein Teil des Förderausfalls über den Rudolfschacht wett gemacht werden.
Der Schacht wurde nach dem Steiger Rudolf Schröder benannt. 1895 erhielt der Schacht ein hölzernes Fördergerüst und eine Dampffördermaschine. Ein vom Püsselbürener Förderstollen 488 m vorgetriebener Stollen diente der Wasserlösung des Buchholzflözes und des Rudolfschachts.
Von 1940 bis 1942 wurde der Schacht bis auf das Flöz Glücksburg (229 m) abgeteuft. Von 1956 bis 1958 wurde ein gemauerter Förderturm gebaut, der ein stählernes Fördergerüst ablöste. Bis 1957 kamen noch Grubenpferde untertage zum Einsatz. Mit der Stilllegung des Westfeldes 1979 wurde auch der Rudolfschacht geschlossen. Der Förderturm wurde 1980 gesprengt. Von den Tagesanlagen ist heute nichts mehr erhalten. Ein Gedenkstein am Fuße der Bergehalde Rudolfschacht erinnert an den ehemaligen Schacht in der Nähe.
Die Bergehalde Rudolfschacht wurde in der Folgezeit renaturiert. Auf der Spitze wurde 2006 ein Friedenskreuz errichtet. Die 201 m hohe Halde ist die höchste Erhebung im weiten Umkreis und bietet einen fantastischen Fernblick über die Region.
QUELLEN: Inschrift Gedenkstein; Rickelmann/Röhrs 1983
TAGS: Industriekultur, Bergbau, Schächte im Ibbenbürener Revier, Rudolfschacht, Zechen Ibbenbüren
FOTO: Zeche Ibbenbüren, Rudolfschacht (30.05.2021) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Teufbeginn | Schließung | Belegschaft | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|
Ibbenbüren, Rudolfschacht |
Buchholzer Damm 49479 Ibbenbüren |
1884 | 1979 | 900 |
Maximale Teufe: 229 m |
Der Marianneschacht diente als Wetterschacht, zeitweise auch der Seilfahrt und Förderung der Zeche Ibbenbüren. Die Tagesanlagen bildeten den Verwaltungsstandort des Westfeldes. Der Schacht wurde nach Marianne Müller, der Ehefrau des Oberbergrats Erwin Müller benannt.
Schacht 1 wurde 1920 abgeteuft. Er erreichte eine Teufe von 65,5 m und erhielt 1934 ein Fördergerüst aus Stahl. 1944 begannen die Arbeiten an Schacht 2, das Abteufen wurde aber erst 1950/52 beendet. Der Schacht erreichte eine Endteufe von 234 m. Mit der Inbetriebnahme von Schacht 2 wurde Schacht 1 abgeworfen. Von 1951 bis 1959 wurden die Tagesanlagen neu gebaut. Der Schacht erhielt ein Verwaltungsgebäude mit Büros für die Aufsicht, eine Waschkaue, eine zweite Kaue für die Aufsicht, eine Markenstube, eine Lampenstube und ein neues Pförtnerhaus.
1979 wurde das Westfeld stillgelegt, die Zeche Ibbenbüren konzentrierte sich auf das Ostfeld. Das Fördergerüst von Schacht 2 wurde 1993 abgerissen. Es stand auf der jetzt freien Fläche im rechten Teil des Fotos. Die Tagesanlagen sind erhalten geblieben und werden heute gewerblich genutzt.
QUELLEN: Rickelmann/Röhrs 1983 (Seite 121); ein Zeitzeuge
TAGS: Industrie, Bergbau, Pütt, Marianneschacht, Zechen in Ibbenbüren
FOTO: Zeche Ibbenbüren, Marianneschacht (30.05.2021) © Christian Twehues
Schacht | Adresse | GPS | Teufbeginn | Förderbeginn | Stilllegung | Max. Teufe |
---|---|---|---|---|---|---|
Schacht 1 |
Am Mariannenschacht 49479 Ibbenbüren |
52.307420, 7.686357 | 1920 | 1920 | 1952 | 65,5 m |
Schacht 2 |
Am Mariannenschacht 49479 Ibbenbüren |
52.307420, 7.686357 | 1944 | 1952 | 1979 | 234 m |
Der Bockradener Schacht wurde ab 1962 von der Zeche Ibbenbüren abgeteuft. Der Schacht sollte als Wetter- und Seilfahrtschacht für den Aufschluss des Bockradener Grabens und des Beustfeldes bis auf 475 m abgeteuft werden. Hohe Wasserzuflüsse und eine veränderte wirtschaftliche Lage durchkreuzten aber den Plan. Der Schacht Bockraden wurde letztlich nur noch als Wetterschacht bis auf das Flöz Glücksburg niedergebracht.
Ein leistungsstarker 720 kW Lüfter sorgte für die Bewetterung des West- und des Ostfeldes. Der Bockradener Schacht erreichte 1965 eine Endteufe von 391 m. 1966 wurde eine Trinkwassergewinnungsanlage und eine provisorische Schachtbefahrungsanlage ergänzt. Der Schacht ging im selben Jahr in Betrieb. Er war bis zur Stilllegung des Bergwerks Ibbenbüren im Jahre 2018 als Wetterschacht aktiv.
QUELLE: Rickelmann/Röhrs 1983 (S. 154)
TAGS: Industriekultur, Steinkohle, Schächte im Ibbenbürener Revier, Bockradener Schacht, Bergwerk Ibbenbüren
FOTO: Bockradener Schacht (30.05.2021) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Teufbeginn | Förderbeginn | Schließung | Besonderheit |
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Ibbenbüren, |
Up de Gadde 49479 Ibbenbüren |
1962 | 1966 | 2018 |
Maximale Teufe: 391 m |
Der Beustschacht wurde im Juni 1841 abgeteuft. Seinen Namen erhielt er vom Oberberghauptmann Graf von Beust. Von der Rasenhängebank (Vorrichtung zum Entleeren der Fördergefäße zu ebener Erde) wurde 8,37 m tief gemauert. Der Schacht erhielt zwei Förder- und eine Fahrtrum (vertikaler Teil des Schachts). 1843 erreichte der Schacht bei 36 m die Bockradener Stollensohle. Zeitgleich wurden die Schachtgebäude errichtet. Das Hauptgebäude und der vierkantige 35 m hohe Schornstein wurden aus Sandstein gemauert.
Zur Förderung wurde eine doppeltwirkende Hochdruck-Fördermaschine mit 25 PS beschafft. Sie konnte zwei je 500 kg schwere Scheffelwagen aus 88 m Tiefe fördern. Damit war eine Schichtleistung von 103,3 t Kohle möglich. Der Dampf zum Betrieb der Fördermaschine wurde in zwei Flammrohrkesseln erzeugt.
Der Beustschacht nahm 1845 die Förderung auf. Bereits vier Jahre später übertraf die jährliche Fördermenge die der anderen Ibbenbürener Schächte. Die höchste Fördermenge erreichte der Beustschacht 1854 mit 132.000 preußischen Tonnen (27.271 t). Von 1851 bis 1858 wurde der Schacht bis auf 82 m abgeteuft. Anfangs konnte das Wasser noch mit Handpumpen gelöst werden. Ab 1855 musste aber eine Abteufpumpe eingesetzt werden, um den Wasserzufluss von 0,6 Kubikmeter pro Minute zu bewältigen. Mit Förderbeginn der Von Oeynhausen Schachtanlage 1865 in unmittelbarer Nähe wurde die Förderung auf dem Beustschacht eingestellt. Der Schacht wurde 1870 stillgelegt.
Das Hauptgebäude aus dem Jahr 1842/43 und der vierkantige Schornstein sind erhalten geblieben und stehen seit 1987 unter Denkmalschutz. Das seit 1925 als Wohnhaus genutzte Hauptgebäude ist eines der ältesten vollständig erhaltenen Zechengebäude Deutschlands.
QUELLEN: Stadtmuseum Ibbenbüren; Rickelmann/Röhrs 1983
TAGS: Industriekultur, Steinkohle, Pütt, Beustschacht, Zechen in Ibbenbüren
FOTO: Beustschacht (30.05.2021) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Teufbeginn | Förderbeginn | Schließung | jährl. Förderung | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|---|
Beustschacht |
Am Beustschacht 13 49479 Ibbenbüren |
1841 | 1845 | 1870 | 27.271 t |
Maximale Teufe: 82 m |
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bauten die Zechen Kohle nahe der Oberfläche ab. Die Entwässerung erfolgte über sogenannte Wasserlösungsstollen, im Ruhrgebiet auch Erbstollen genannt, die das Grundwasser senkten und die darüber liegenden, meist tonnlägigen, d. h. schräg verlaufenden Stollen, entwässerten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es den Zechen mit neuer Wasserhaltungstechnologie in tiefer liegende Kohlefelder vorzudringen.
1860 begannen in Ibbenbüren die Abteufarbeiten am Schacht Von Oeynhausen 1, benannt nach dem Berghauptmann Karl Freiherr von Oeynhausen. Aufgrund starker Probleme mit der Wasserhaltung beauftragte man den englischen Unternehmer William Coulson aus Durham mit dem Schachtbau. 1867 erreichte man das Karbon in einer Tiefe von 206 m, die 1. Sohle wurde eingerichtet. Die Wasserhaltung nahm fast den gesamten Durchmesser des Schachts 1 in Anspruch. Daher entschloss man sich zum Abteufen eines 2. Schachts in direkter Nachbarschaft zum ersten Schacht. Der Schacht Von Oeynhausen 2 wurde von 1871 bis 1872 bis auf eine Tiefe von 202 m abgeteuft. Schon während des Baus des ersten Schachts hatte die Zeche mit starken Wasserdurchbrüchen zu kämpfen.
Am 19. Juli 1894 kam es zu einem größeren Wassereinbruch im Feld Glücksburg. Trotz sofort eingeleiteter Gegenmaßnahmen und starker Entwässerungspumpen gelang es nicht, den Einbruch einzugrenzen und einzudämmen. Das gesamte Bergwerk soff bis zum 27. August 1894 bis über die 1. Sohle ab, es kam zum vollständigen Erliegen der Kohleförderung. Das Handelsministerium in Berlin erwog die Stilllegung der Von Oeynhausen Schachtanlage, auch wegen der regional begrenzten Bedeutung des Ibbenbürener Standortes. Die Bergbehörde entschied aber anders und ordnete im September des gleichen Jahres die Sümpfung des Bergwerks an. Umfangreiche Umbaumaßnahmen wurden durchgeführt, Wasserhaltung und Tagesanlagen erneuert. Schacht 1, bis dahin ausschließlich zur Wasserhaltung genutzt, wurde zum neuen Förderschacht. Zwei Pumpen wurden angeschafft, die mit 30 m Länge und 300 Tonnen Gewicht zu den weltweit größten Pumpen ihrer Zeit zählten. Die alten Gebäude wurden bis Ende Mai 1895 abgerissen. Zwischen Mai 1895 und Dezember 1896 wurde ein neuer 20 m hoher Schachtturm mit 1,40 m dicken Wänden über Schacht 2 errichtet. Zwei über 30 m lange Maschinenhäuser schlossen sich an den Schachtturm im rechten Winkel an, die die großen Pumpen beherbergten. Im Dezember 1896 wurde mit der Sümpfung (d. h. Auspumpen des Bergwerks) begonnen. Im Juni 1898 war die 1. Tiefbausohle vom Wasser befreit. Die Förderstrecken wurden fertiggestellt, 140 Kumpel neu eingestellt und am 18. Oktober 1898 konnte die Kohleförderung nach über 4-jähriger Unterbrechung wieder aufgenommen werden. Der Betriebsausfall hatte deutliche Auswirkungen auf Ibbenbüren. Vielen Bergleuten musste während der Unterbrechung gekündigt werden. Die Belegschaft sank von 555 Bergleuten im Jahr 1893 auf einen Tiefstand von 203 Kumpeln im Jahr 1896. Erst 1899 erreichte die Belegschaft wieder eine Zahl von über 500 Bergleuten.
Zwischen 1925 und 1932 wurde die Schachtanlage umgestaltet. 1925 wurde das Kesselhaus neben Tor 1 errichtet. 1926 Schacht 1 umgebaut. 1928 wurde die Zechenbahn in Betrieb genommen, 1929 eine Brikettfabrik gebaut. Von 1930 bis 1932 wurde Schacht Von Oeynhausen 3 als neuer Förderschacht bis zur 3. Sohle abgeteuft. Während des Zweiten Weltkriegs erreichte die Zeche mit 3.000 Beschäftigten eine jährliche Fördermenge von 1 Mio. t Kohle.
Von 1956 bis 1958 wurden Büro- und Kauengebäude neu gebaut, von 1959 bis 1962 eine neue Kohleaufbereitung. 1976 wurde im Schacht 3 die Gefäßförderung eingeführt. In den Achtzigern wurde die Kohlenwäsche erweitert und die Brikettfabrik stillgelegt. Ende 2018 war Ibbenbüren die zweitletzte aktive Steinkohlenzeche in Deutschland. Am 4.12.2018 wurde in einer feierlichen Zeremonie der letzte Förderwagen aus Schacht 3 gefördert. Zwei Wochen später am 21.12.2018 stellte die Zeche Prosper in Bottrop als letzte Zeche Deutschlands den Betrieb ein.
Die Stadt Ibbenbüren nahm 2019 einige Gebäude unter Denkmalschutz: Das Fördergerüst und Fördermaschinenhaus von Schacht 1 (1927), den Schachtturm über Schacht 2 mit zwei angebauten Maschinenhäusern (1895/96), den Wasserhochbehälter (1927), sowie das ehemalige Kesselhaus am Tor 1 (1925), das 1960 zum Materiallager umgebaut worden war. Die Schächte Von Oeynhausen 1, 2 und 3 werden seit dem 14. Januar 2021 mit Beton verfüllt. Viele der Tagesanlagen werden aktuell zurückgebaut.
QUELLEN: Rickelmann/Röhrs 1983; RAG; Stadtmuseum Ibbenbüren
TAGS: Industriekultur, Bergbau, Pütt, Von Oeynhausenschächte, Bergwerk Ibbenbüren, Zechen in Ibbenbüren
FOTO: Zeche Ibbenbüren, Von Oeynhausenschacht 1 und 2 (28.07.2019) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Gründung | Förderbeginn | Stilllegung |
Max. Belegschaft |
Max. Förderung |
Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|---|
Ibbenbüren |
1846 | 1865 | 2018 |
7.947 (1958) |
2.770.648 t (1971) |
In Ibbenbüren wurde hauptsächlich die hochwertige Anthrazitkohle abgebaut |
Schacht | Adresse | GPS | Teufbeginn | Förderbeginn | Stilllegung |
Max. Teufe |
---|---|---|---|---|---|---|
Von Oeynhausen 1 |
Osnabrücker Str. 112 49477 Ibbenbüren |
52.287275, 7.736415 | 1860 | 1865 | 2018 | 415 m |
Von Oeynhausen 2 |
Osnabrücker Str. 112 49477 Ibbenbüren |
52.287372, 7.736157 | 1871 | 1872 | 2018 | 339 m |
Von Oeynhausen 3 |
Osnabrücker Str. 112 49477 Ibbenbüren |
52.287281, 7.738574 | 1930 | 1932 | 2018 | 868 m |
Nach dem 2. Weltkrieg begann man in Ibbenbüren in die tieferliegenden nördlichen Regionen des Grubenfeldes vorzudringen. Dazu wurde in Mettingen ab 1953 von der 3. Sohle aus bis zur Theodorsohle (571 m) abgeteuft. Zwischen 1955 und 1960 wurde dann schrittweise der Nordschacht von übertage bis zur 4. Sohle (808 m) abgeteuft und die Tagesanlagen, Waschkauen, Lampenstube und ein Parkplatz für 1.500 Bergleute gebaut. 1958 fand die erste Seilfahrt zur Theodorsohle statt, 1961 die erste Seilfahrt bis zur 4. Sohle.
Von 1974 bis 1976 wurde der Schacht bis zur 5. Sohle (Flöz 59) abgeteuft (1.418 m). 1982 baute das Bergwerk die zentrale Kälteanlage, 1985 das Betriebsmittellager. Von 1986 bis 1988 wurde der Nordschacht bis zu seiner Endteufe von 1.545 m abgeteuft und die 6. Sohle unterhalb von Flöz 74 eingerichtet. Damit wurde der Nordschacht zeitweise zum tiefsten Steinkohlenschacht Europas. Der Nordschacht diente als zentraler Schacht zur Seilfahrt und als Materialschacht. Die Kohle wurde über den Schacht von Oeynhausen 3 am Standort Ibbenbüren zutage gefördert.
1993 erhielt der Nordschacht eine Materialsortieranlage. Das Bergwerk Ibbenbüren wurde im Dezember 2018 stillgelegt. Der Nordschacht wird seit Juni 2020 verfüllt. Die Tagesanlagen inkl. Fördergerüst sind noch vorhanden (Stand 02/2021).
QUELLEN: Rickelmann/Röhrs 1983
TAGS: Industrie, Bergbau, Schächte im Ibbenbürener Revier, Bergwerk Ibbenbüren, Nordschacht
FOTO: Zeche Ibbenbüren, Nordschacht (28.07.2019) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Schließung | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|
Ibbenbüren, |
Zum Nordschacht 49497 Mettingen |
1953 | 1957 | 2018 |
Mit 1.545 m tiefster Schacht Europas von 1986 bis 1989 und von 2012 bis 2018 |
Erste Stollen-Schürfarbeiten fanden am Standort der Zeche Anneliese in Westerkappeln bereits 1819 statt. In den Notzeiten nach beiden Weltkriegen wurde die Zeche als Pachtgrube betrieben.
1920 wurde die Grube zuerst von 3 Bergleuten und ab 1921 vom Osnabrücker Unternehmer Dr. Berentelg gepachtet. Bis zu 80 Bergleute arbeiteten bis 1924 in der Grube. Nach dem 2. Weltkrieg fand zuerst unerlaubter wilder Bergbau durch die Bevölkerung statt. Von 1946 bis 1950 wurde die Grube dann von der Stadt Osnabrück betrieben und Kohle aus dem Flottwell-Nebenflöz abgebaut. 100 Bergleute förderten in dieser Notzeit etwa 100 Tonnen Kohle täglich.
QUELLEN: Infotafel Knappenverein
TAGS: Industriekultur, Steinkohle, Zechen in Ibbenbüren, Zeche Anneliese
FOTO: Zeche Anneliese (16.01.2021, Der Landgraph) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Schließung | Belegschaft | jährl. Förderung | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Anneliese |
Mühlenweg 49492 Westerkappeln |
1819 | 1819 | 1950 | 100 | ca. 25.000 t |
Als Pachtgrube betrieben in den Notzeiten nach den Weltkriegen |
Der zwischen 1804 und 1824 aufgefahrene 1.433 Meter lange Wasserlösungsstollen (auch Tiefer Stollen oder Erbstollen genannt) in Westerkappeln erreichte in 88 Meter Tiefe den zur gleichen Zeit geteuften Morgensternschacht. Lichtlöcher (auch Lichtschächte) sind kleine auf den Stollen geteufte Wetterschächte. Sie dienen zur Bewetterung des Stollens, können aber auch zur Fahrung und Förderung genutzt werden.
Etwa 60 Meter vom Lichtloch 4 befindet sich im Wald die Pinge (keil- oder trichterförmige, durch Bergbautätigkeiten entstandene Vertiefung) eines um 1862 geteuften 30 m tiefen Schürfschachtes der Meppener Eisenhütte. Die Förderung von Eisenerz und von Eisenocker für das Farbwerk Oranien erfolgte mit kleiner Belegschaft bis 1904.
QUELLEN: Infotafel Knappenverein
TAGS: Industrie, Steinkohle, Pütt, Schafberger Tiefer Stollen
FOTO: Lichtloch des Schafberger Tiefer Stollen (16.01.2021) © Christian Twehues
Ganz in der Nähe der historischen Zeche Schafberg aus dem 16. Jahrhundert wurde 1824 der Morgensternschacht als Hauptförderschacht des Schafberger Reviers abgeteuft. 1826 stieß man in 88 m Teufe auf Karbon, die Förderung wurde im Februar 1826 aufgenommen. Die Tagesanlagen umfassten Maschinen-, Förder- und Materialgebäude. Im zweistöckigen Maschinenhaus waren im unteren Stockwerk der Dampfkessel, die Fördermaschine und die Seiltrommeln untergebracht. Im oberen Stockwerk befand sich die Wohnung des Fördermaschinisten und ein Geschäftszimmer. Daneben gab es eine Steigerwohnung mit Geldempfangslokal. 1839 kam eine Schmiede hinzu, 1840 ein Pulvermagazin.
Beim Vortrieb der Strecke Richtung Westen wurde bald eine Verwerfung erreicht. Vor dem "Sprung" war die Beschaffenheit der Kohle eher mager, dahinter fester und hochwertiger. Dies ist der Grund, warum in Ibbenbüren in Ost- und Westfeld unterschieden wurde. Die magere Kohle aus dem östlichen Teil des Feldes wurde für die Dampfmaschine im Förderhaus und den Hausbrand der Bergleute verwendet. Die höherwertige Kohle aus dem westlichen Teil wurde verkauft.
Ab 1841 wurden neben dem Flöz Glücksburg auch die Flöze Alexander, Flottwell und Bentingsbank abgebaut. Die Hauptförderung erfolgte ab 1872 über den neuen Von Oeynhausenschacht. Der Morgensternschacht wurde im April 1872 stillgelegt, die Gebäude abgerissen und der Schacht verfüllt.
Nach dem 1. Weltkrieg herrschte aufgrund der Reparationszahlungen an die Siegermächte enorme Kohleknappheit im Deutschen Reich. Privatpersonen wurde es erlaubt, neben den großen staatlichen Zechen Pachtgruben zu betreiben. Eine dieser Pütts war die Pachtgrube Concordia auf dem ehemaligen Gelände des Morgensternschachts. Die Kleinzechen konnten aber mit dem technischen Fortschritt der Staatsbetriebe nur wenige Jahre mithalten. Die Pachtgrube Concordia war unter dem Namen Zeche Morgenstern von 1924 bis 1928 aktiv. In dieser Zeit erfolgte die Förderung über ein eisernes Fördergerüst.
Anfang der 1940er wurde der Morgensternschacht von der Preußag wieder aktiviert und auf seine Endteufe von 348 m abgeteuft. Der gemauerte 28 m hohe Schachtturm (Foto) mit Koepe-Fördermaschine im Turm stammt aus dieser Zeit. Der Morgensternschacht wurde 1979 endgültig stillgelegt und verfüllt.
QUELLEN: Inschrift Gedenkstein; Rickelmann/Röhrs 1983; Westfäliche Nachrichten
TAGS: Industriekultur, Bergbau, Zechen in Ibbenbüren, Bergwerk Ibbenbüren
FOTO: Zeche Schafberg, Morgensternschacht (28.07.2019) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Teufbeginn | Förderbeginn | Stilllegung | Besonderheit | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Schafberg, Morgensternschacht |
Morgensternstraße 49492 Westerkappeln |
16. Jhdt | 1824 | 1826 | 1979 |
Gemauerter Förderturm |
Der Abbau des Flözes Glücksburg wurde im späten 19. Jahrhundert immer weiter in Richtung Osten vorgetrieben. Die Seilfahrt erfolgte nach Schließung des Morgensternschachts ab 1872 über den neuen Schacht Von Oeynhausen 2 an der Osnabrücker Straße in Ibbenbüren. Von dort war es ein weiter Fußweg unter Tage bis vor Ort in der Gegend unter dem Schafberg. Um diesen Anfahrtsweg abzukürzen, wurde ab 1888 in 2,5 km Entfernung in Laggenbeck der Theodorschacht errichtet und bis auf 135 m abgeteuft.
Anfänglich diente der Schacht nur zur Ein- und Ausfahrt der Bergleute. 1890 wurden die Tagesanlagen gebaut: ein Kesselhaus, ein Fördermaschinengebäude und als erster Schacht in Ibbenbüren erhielt der Theodorschacht eine Wasch- und Badekaue. Ein historisches Foto aus dem Jahr 1889 (Rickelmann/Röhrs 1983) zeigt ein ca. 20-25 m hohes Fördergerüst im Rohbau. 1892 wurde der zur Bewetterung des Glücksburger Feldes dienende Wetterofen durch einen unterirdischen Ventilator ersetzt. Der Theodorschacht diente ab da zusätzlich als ausziehender Wetterschacht. Der Schacht nahm 1892 den Betrieb auf. 1924 wurde weiter bis zur 2. Sohle (260 m) und 1934 bis zur 3. Sohle (330 m) abgeteuft. Von 1955 bis 1966 erreichte der Schacht dann seine Endteufe von 603 m unterhalb von Flöz 2.
Mit dem Ausbau der Tagesanlagen am Nordschacht in Mettingen wurden 1961 die Waschkauen am Theodorschacht stillgelegt. Der Schacht diente noch eine Zeitlang weiter der Seilfahrt. Später wurde der Schacht als reiner Wetterschacht weiter betrieben. 1969 wurde ein 2,6 MW Grubenlüfter installiert, 1979 einer mit 3,5 MW. Das Fördergerüst wurde irgendwann in den 1980ern abgerissen. Ein Foto aus dem Jahr 1982 (RAG-Rückbau Theodorschacht) zeigt die Anlagen noch mit Fördergerüst. Nach Schließung des Ibbenbürener Bergwerks im Dezember 2018 wurde der Theodorschacht 2019 mit Beton verfüllt. Die Grubenlüfter, die ich 2019 noch fotografieren konnte, wurden Anfang 2021 abgerissen.
QUELLEN: Rickelmann/Röhrs 1983; Diplomarbeit TU Wien
TAGS: Industrie, Steinkohle, Theodorschacht, Bergwerk Ibbenbüren, Schächte in Ibbenbüren
FOTO: Zeche Ibbenbüren, Theodorschacht (28.07.2019) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Teufbeginn | Förderbeginn | Schließung | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|
Ibbenbüren, Theodorschacht |
Theodorstraße 49479 Ibbenbüren |
1888 | 1892 | 2018 |
Wurde 2021 abgerissen |
1741 wurde der Preußische Adlerstollen für den Steinkohleabbau erschlossen. Ab 1860 erfolgte der Abbau von Eisen-, Blei- und Zinkerz sowie Eisenocker als Farbmittel durch die Zeche Perm, deren Hauptbetrieb auf dem Gelände des heutigen Reitplatzes lag. 1875 arbeiteten ca. 500 Bergleute in der Grube Perm. Ein Foto aus dem Jahr 1916 auf der Infotafel am Reitplatz zeigt ca. 6 Schachtgebäude und ein Fördergerüst. Die Erzgrube wurde 1921 stillgelegt. Von den Gebäuden ist nichts erhalten geblieben.
In der unmittelbaren Nähe der Erzgrube Perm wurde 1951, in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, der Notbergbau Perm eröffnet, um oberflächennahe Kohlevorkommen der Flöze Glücksburg und Betingsbank abzubauen. Im Strebbetrieb mit Abbauhämmern und Schüttelrutschen wurden bis 1960 jährlich etwa 60.000 Tonnen Kohle gefördert. Aus dieser Zeit stammen die Gebäuderuinen des Trafohauses und des Bunkers (Foto).
QUELLEN: Infotafel Knappenverein; Rickelmann/Röhrs 1983
TAGS: Steinkohle, Industriekultur, Bergbau, Zechen in Ibbenbüren, Notbergbau Perm
FOTO: Bunker & Trafohaus Notbergbau Perm (16.01.2021) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Schließung | Belegschaft | jährl. Förderung | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Steinkohlen- Notbergbau Perm |
Permer Straße 49479 Ibbenbüren |
1951 | 1951 | 1960 | ? | ca. 60.000 t |
Die Grube Perm war von 1741 bis 1921 eine Erzgrube mit bis zu 500 Mitarbeitern |
1806 wurde die Zeche Friedrich Wilhelm gegründet. Die Erzgrube baute im Wesentlichen Raseneisenerz und Bergerze am südlichen Schafberg ab. Die Zeche hatte anfangs Tagebauten im Rochus und an der heutigen Permer Straße. Später wurden am Rochus zwei Schächte abgeteuft, der Georgschacht und der Carlsschacht und zwei Stollen aufgefahren. Friedrich Wilhelm war bis 1894 aktiv, danach wurde der Betrieb für mehrere Jahre gestundet.
1889 wurde die Permer Stollensohle vom Theodorschacht aus aufgefahren. Schacht Osten III wurde 63,5 m tief abgeteuft. Friedrich Wilhelm erreichte eine Jahresfördermenge von 50.000 t Erz. Zuletzt erfolgte der Abbau ausschließlich untertage im Bereich des Theodorschachts und des Schachts Osten III. Friedrich Wilhelm wurde 1921 stillgelegt.
1936 wurde der Erzabbau noch einmal durch Hoch- und Tiefbau Hermann Schäfer aufgenommen. 1941 waren die Erzvorkommen jedoch erschöpft und der Betrieb wurde endgültig eingestellt. Die Tagebaue und Schächte der Zeche Friedrich Wilhelm wurden in den 1950ern verfüllt.
Namen der Zeche | Gründung | Förderbeginn | Stilllegung | Belegschaft | Erz |
---|---|---|---|---|---|
Friedrich Wilhelm |
1806 | ca. 1806 | 1921 | ? |
Raseneisenerz, |
Schacht | Adresse | GPS | Teufbeginn | Förderbeginn | Stilllegung |
Max. Teufe |
---|---|---|---|---|---|---|
Tagebau A |
Rochusstraße 49479 Ibbenbüren |
52.277049, 7.740089 | ca. 1806 | ca. 1806 | 1891 | ca. 20 m |
Tagebau B |
Rochusstraße 49479 Ibbenbüren |
52.277915, 7.742246 | - | - | - | - |
Alter Georg Schacht |
Südhang 49479 Ibbenbüren |
52.276140, 7.740002 | ca. 1850 | ca. 1850 | - | - |
Carl Schacht |
Alpenstraße 49479 Ibbenbüren |
52.277624, 7.742967 | ca. 1850 | 1857 | - | 36 m |
Alter Schacht A |
Alpenstraße 49479 Ibbenbüren |
52.278141, 7.744128 | - | - | - | - |
Schacht |
Südhang 49479 Ibbenbüren |
52.276839, 7.740668 | - | - | - | 26,5 m |
Fundgrube St. Rochus |
Südhang 49479 Ibbenbüren |
52.276740, 7.739102 | - | - | - | - |
Friedrich-Wilhelm Stollen |
Alpenstraße 49479 Ibbenbüren |
52.276150, 7.747800 | 1877 | - | - |
670 m (Länge) |
Tagebau C |
Jagdgrund 49479 Ibbenbüren |
52.278021, 7.753031 | 1886 | - | - | - |
Schacht Theodor |
Alpenstraße 49479 Ibbenbüren |
52.278645, 7.748075 | 1889 | 1891 | 1921 | 61,2 m |
Osten II |
Jägerstraße 49479 Ibbenbüren |
52.279562, 7.759578 | - | - | - | - |
Osten III |
Schleppbahn 49479 Ibbenbüren |
52.277556, 7.773016 | ca. 1890 | ca. 1890 | 1921 | 63,5 m |
1856 gründete die Eisenhütte Porta Westfalica die Zeche Hector, um die Erzvorkommen am östlichen Ende des Schafberges abzubauen. Hauptsächlich wurden Brauneisenstein, Eisenstein und Kupfererz gefördert. Der Grubenbetrieb wurde 1861 aufgenommen. Ein Förderschacht wurde bis auf das Grundwasser in 42 m Tiefe abgeteuft. Ein überdachter Pferdegöpel sorgte für die Förderung des Erzes. Ende der 1860er Jahre ruhte der Betrieb, nachdem die Eisenhütte Porta Westfalica stillgelegt worden war.
Mit neuem Besitzer der Hütte wurde 1872 auch der Betrieb der Erzgrube Hector wieder aufgenommen. 1883 wurde die Grube an den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein (GMV) verkauft. 1885 wurde an der Permer Straße der Südschacht abgeteuft. Er war neben den beiden Schächten an der ehemaligen B65 (Ost- und Westschacht) und dem Hector-Nordschacht am nördlichen Ende des Baufeldes der vierte Förderschacht der Zeche Hector.
Die Schachtanlage Südschacht erhielt neben einem Fördergerüst ein Maschinenhaus, eine Schreinerei und ein Büro-, Kauen- und Badegebäude. Der Südschacht war von 1886 bis 1916 der Hauptförderschacht der Zeche Hector. Abgebaut wurde auf 5 Tiefbausohlen. Die neue Permer Schleppbahn transportierte ab 1887 das Erz vom Südschacht bis zum Permer Stollen ab. 1902 erreichte Hector mit 185 Bergleuten die größte Belegschaft. In den Folgejahren gingen die Erzvorkommen langsam zur Neige. 1916 wurde die Zeche geschlossen.
Namen der Zeche | Gründung | Förderbeginn | Stilllegung | Belegschaft | Erz |
---|---|---|---|---|---|
Hector |
1856 | 1861 | 1916 | 185 |
Brauneisenstein, Eisenstein und Kupfererz |
Schacht | Adresse | GPS | Teufbeginn | Förderbeginn | Stilllegung |
Max. Teufe |
---|---|---|---|---|---|---|
Alter Ostschacht |
Schafberg 49492 Westerkappeln |
52.273719, 7.829581 | ca. 1861 | ca. 1861 | - | 57,7 m |
Westschacht |
Schafberg 49492 Westerkappeln |
52.273380, 7.827015 | ca. 1870 | ca. 1870 | - | 43,6 m |
Alter Nordschacht |
Mühlenweg 44-50 49492 Westerkappeln |
52.278326, 7.829926 | - | - | - | - |
Südschacht |
Permer Straße 49479 Ibbenbüren |
52.271448, 7.827370 | 1885 | 1886 | 1916 | 87,4 m |
Hangend- trumschacht |
Alpenstraße 49479 Ibbenbüren |
52.274566, 7.831369 | 1901 | - | - | 65 m |
Ende der 1850er Jahre wurde auf der Zeche Friedrich Wilhelm Zinkerz gefunden. Der Essener Unternehmer Bernuth gründete mit anderen Industriellen eine Schürfgesellschaft, um das freie Feld zwischen den Zechen Friedrich Wilhelm und Hector abzubauen. Das Bergwerk wurde zuerst Neu-Alstedde III, später Perm genannt. Auf Perm wurde Bleierz, Zinkerz und Schwefelkies gefördert. Dazu wurde ein Versuchsschacht 30 m auf den Preußischen Adlerstollen des Steinkohlenbergbaus aus dem Jahr 1741 und weitere 12 m tiefer abgeteuft. 50 Bergleute arbeiteten im Stollen. Das Erz wurde untertage mit Schiebewagen zum Schacht transportiert und mit Handhaspeln zutage gefördert. Eine Schienenpferdebahn transportierte sie zum Bahnhof Laggenbeck.
1867 nahm eine Erzaufbereitung den Betrieb auf, die das Blei- und Zinkerz von dem umgebenden Quarz trennte. 1871 wurde ein Kost- und Logierhaus für ca. 75 Bergleute errichtet. Ab 1873 wurde eine Zechensiedlung in Laggenbeck mit 14 Doppelwohnhäusern für die Unterkunft der Arbeiter gebaut. Ein zweiter Wasserhaltungsschacht wurde bis auf 65,5 m abgeteuft. 1874 arbeiteten 300 bis 350 Bergleute auf der Zeche Perm. Die 47 m Sohle wurde 47 m unterhalb des Adlerstollens eingerichtet. Es gab Pläne, den Schacht bis auf 100 m unterhalb des Adlerstollens abzuteufen. Hohe Wasserzuflüsse erschwerten jedoch das weitere Vordringen in die Tiefe und führten 1876 sogar zur Fördereinstellung in der Erzgrube Perm. 1880 kaufte der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein (GMV) die Bergwerke Perm, Friedrich Wilhelm und Hector, baute die Anlagen am Schafberg weiter aus und nahm die Förderung wieder auf.
1907 wurde der Tiefbauschacht Perm und ein Pumpenschacht als Blindschacht 37 m unterhalb der Permer Stollens abgeteuft und in 34 m eine Tiefbausohle eingerichtet. Übertage wurde der Schacht Perm erweitert. Neue Gebäude wurden errichtet, wie ein Maschinenhaus, Schmiede, Schreinerei, ein Magazin, Kauen- und ein Bürogebäude. 1908 wurde der Grubenbetrieb auf elektrischen Strom umgestellt. Elektrische Ventilatoren sorgten für die Bewetterung des Schachts. Der Aufschwung des Bergwerks war aber nicht von langer Dauer. 1920 waren die Blei- und Zinkerzvorräte abgebaut. Der Aufschluss tieferer Vorkommen war aufgrund der hohen Wasserhaltungskosten nicht wirtschaftlich, auch weil mittlerweile schwedisches Erz deutlich günstiger auf den Markt kam. Im März 1921 wurden die Erzgruben am Schafberg stillgelegt.
Namen der Zeche | Gründung | Förderbeginn | Stilllegung | Belegschaft | Erz |
---|---|---|---|---|---|
Perm |
1866 | 1866 | 1921 | 500 |
Bleierz, Zinkerz, Eisenocker |
Schacht | Adresse | GPS | Teufbeginn | Förderbeginn | Stilllegung |
Max. Teufe |
---|---|---|---|---|---|---|
Alter Preußischer Adlerstollen |
Permer Straße 49479 Ibbenbüren |
52.268818, 7.798651 |
1741 (Steinkohle) |
- | - |
368 m (Länge) |
Schacht Perm (Förder- und Wasserhaltungsschacht I) |
Permer Straße 140 49479 Ibbenbüren |
52.269066, 7.801352 | ca. 1862 | ca. 1862 | 1921 | 66 m |
Alter Schacht Wasserhaltungsschacht II |
Mühlenweg 44-50 49492 Westerkappeln |
52.269895, 7.798544 | 1873 | - | - | 65,5 m |
Hilfsschacht Alter Pumpenschacht |
Permer Straße 49479 Ibbenbüren |
52.269882, 7.825787 | - | - | - | - |
Wetter- und Pumpenschcht |
Permer Straße 49479 Ibbenbüren |
52.269023, 7.825775 | 1907 | 1908 | - | 41,8 m |
Tiefbauschacht |
Permer Straße 49479 Ibbenbüren |
52.268636, 7.826185 | 1907 | 1908 | 1921 | 34,2 m |
Permer Stollen |
Permer Straße 15-19 49479 Ibbenbüren |
52.263220, 7.834267 | 1881 | - | - |
7.000 m (Länge) |
Von 1885 bis 1886 wurde eine 6,8 km lange Schleppbahn gebaut, die vom Tagebau der Erzgrube Friedrich Wilhelm im Rochus über hölzerne Brücken an der Erzgrube Perm vorbei bis zum östlichen Wetterschacht der Erzgrube Hector führte. Etwas oberhalb der Grube Perm befand sich die Bergschmiede Perm, die Reparaturen an den Lokomotiven, den Förderwagen und dem Gezähe der Bergleute durchführte. Weitere Gebäude der Bergschmiede waren eine Schreinerei, eine Zimmerwerkstatt und ein Lokschuppen für die drei Dampflokomotiven. Eine 4,6 kW starke Dampfmaschine trieb die Arbeitsmaschinen der Schmiede an. Die Bahn hatte eine Spurbreite von 75 cm, die Schienen lagen auf eisernen Schwellen. Das Erz wurde untertage bis zum Schacht Osten III und ab 1891 über den Theodorschacht (Schacht der Erzgrube Friedrich-Wilhelm an der Alpenstraße, nicht der gleichnamige Schacht der Kohlenzeche Ibbenbüren an der Theodorstraße) zutage gefördert und auf die Schleppbahn umgeladen. Eine 2,9 km lange Pferdeschleppbahn verband die Schmalspurbahn mit dem Bahnhof Ibbenbüren, von dem das Erz per Eisenbahn zur Georgs-Marien-Hütte abtransportiert wurde. Die Schmalspurbahn war im östlichen Teil bis 1900 in Betrieb. 1912 wurde auch der westliche Teil der Schmalspurbahn eingestellt. Das Bergwerk hatte den Durchschlag vom Permer Stollen zur Zeche Friedrich Wilhelm erreicht. Das Erz wurde von nun an untertage mit Benzollokomotiven abtransportiert.
QUELLEN: Röhrs 1985; Infotafel Knappenverein; WN: Schlussakkord für die Steinkohle; Wikipedia
TAGS: Industrie, Erzbergbau, Eisenerz, Erzgruben Ibbenbüren
FOTO: Wetter- und Pumpenschacht der Erzgrube Perm in Alstedde, Ibbenbüren (16.01.2021) © Christian Twehues