Nichts hat das Bild des Landes in Deutschland so verändert, wie die Industrie. Ehemalige Textilfabriken, Zechen, Kokereien, Eisenhütten oder stillgelegte Häfen aus der Gründerzeit wurden zu Museen umgebaut und können besichtigt werden. Industrieparks wie der Landschaftspark Duisburg-Nord geben einen umfassenden Eindruck in die industriell geprägte Wirtschaft der Region. Daneben gibt es auch heute noch Industrieanlagen, die das Land nachhaltig verändern, wie z. B. der Braunkohletagebau Garzweiler. Alles Zeugen einer hoch industrialisierten Gesellschaft im Wandel von der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts über zwei Jahrhunderte bis in die Gegenwart.
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Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist ein frei zugängliches Industriemuseum rund um ein verlassenes Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich. Der ehemalige Hochofen ist bis auf eine Höhe von 70 m begehbar. Das Gelände wird von vielen Freizeitsportlern, z. B. Free-Climbern genutzt. Für Fotografen bietet das weitläufige Gelände unzählige Lokationen für Foto Sessions.
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FOTO: LaPaDu (8.07.2019) © Christian Twehues
ADRESSE: Emscherstraße 72, 47137 Duisburg
GPS: 51.519157, 7.285568
Die Ursprünge des Hafens gehen auf das Mittelalter zurück. Zu dieser Zeit floss der Rhein durch die heutige Hafenanlage. Als der Fluss um das Jahr 1000 sein Bett wechselte, war Duisburg noch für 400 Jahre über einen alten Rheinarm mit dem Fluss verbunden. Danach verlor Duisburg aber seine Bedeutung als Handelsstadt. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Stadt wieder an den Rhein angeschlossen. Während der Industriellen Revolution war der Innenhafen Duisburg der wichtigste Handelsplatz der Metropole. Der rasante Anstieg der Steinkohleindustrie im Ruhrgebiet führte zuerst zu einer vermehrten Ansiedlung der Holzindustrie für den Ausbau der Steinkohlenzechen, später zu einer bedeutenden Ansammlung von Getreidemühlen, um die wachsende Bevölkerung im Ruhrgebiet mit Nahrung zu versorgen. Die Mühlen verliehen dem Hafen auch seinen Spitznamen: "Brotkorb des Ruhrgebiets". Nach dem Verschwinden der Getreidemühlen in den 1960er Jahren verlor der Hafen wieder an Bedeutung und wurde nur als Lager- und Speicherort genutzt. Ende der 1980er begann die Stadt mit dem Umbau. Der Innenhafen beherbergt heute Bürogebäude, Parkhäuser, Gastronomien und diverse Museen. Der Hafen ist heute ein beliebtes und gut besuchtes Ausflugsziel.
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FOTO: Innenhafen Duisburg (8.07.2019, Der Landgraph) © Christian Twehues
ADRESSE: Schifferstraße, 47059 Duisburg
GPS: 51.441062, 6.772354
1839 gründete der Iserlohner Fabrikant Hermann Diedrich Piepenstock die Hermannshütte im Osten des Dortmunder Stadtteils Hörde. Dieser Betriebsteil wurde später Phoenix-Ost genannt. 1852 entstand der Hoerder Bergwerks- und Hütten-Verein, der bald nach seiner Gründung westlich der Stadt Hörde mit dem Bau des ersten Hochofenwerks im Ruhrgebiet begann, dem heutigen Phoenix-West. Das Werk produzierte die für die Stahlerzeugung notwendige Vorstufe der Roheisenerzeugung. 1856 produzierte das Werk mit mittlerweile vier Hochöfen und 1.200 Arbeitern die jährliche Menge von 22.750 Tonnen Roheisen. Durch die Anwendung neuer Produktionsverfahren sowie weiterer Anlagen wie einem neuen Walzwerk für Schienen, Schwellen und Halbzeug sowie einem Bandagenwalzwerk, konnte die jährliche Produktionsmenge 1886 auf 106.500 Tonnen ausgeweitet werden.
Um 1900 erreichte man durch weitere Modernisierung und den Einsatz von mittlerweile 5.000 Arbeitern eine Jahresleistung von 330.000 Tonnen Roheisen. Weitere 1.800 Bergleute arbeiteten in den betriebseigenen Zechen Schleswig und Holstein, um Kohle für das Werk zu fördern. 1906 schloss sich der Hörder Verein mit der Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb zusammen. Die Produktion lag zu dieser Zeit bei einer halben Million Tonnen Roheisen, das Werk beschäftigte 6.200 Mitarbeiter und gehörte zu den größten Montanunternehmen in Deutschland. In Phoenix-West wurden Hochofenanlagen sowie Kokereien und Nebengewinnungsanlagen betrieben, während die Weiterverarbeitung des Roheisens in den Stahl- und Walzwerken der Anlage Phoenix-Ost erfolgte. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden am Standort sieben Hochöfen betrieben. Nach dem Krieg waren noch fünf im Einsatz. Im Rahmen der Strukturkrise wurde die Produktion in den Achtzigern auf drei, in den Neunzigern auf einen Hochofen reduziert. Bei seiner Stilllegung im Jahr 1998 war das Werk Phoenix-West das schnellste Eisenwerk Europas.
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FOTO: Hochofenwerk Phoenix-West (3.08.2019, Der Landgraph) © Christian Twehues
ADRESSE: Carlo-Schmid-Allee 3, 44263 Dortmund
GPS: 51.487351, 7.485745
Ehemalige Kaue der Kokerei Hansa. Die Kokerei Hansa befindet sich in Dortmund. Sie wurde in den Jahren 1927-1928 gegründet. In Spitzenzeiten arbeiteten 1.100 Beschäftigte an mehr als 300 Öfen. Die Kokerei verarbeitete täglich etwa 7.000 t Kohle zu 5.400 t Koks, die in den Eisenhütten des Ruhrgebiets für die Stahlerzeugung gebraucht wurden. Die 2 Mio. m³ Rohgas, die täglich als Kuppelprodukt bei der Koksgewinnung anfielen, wurden zu einem Teil ebenfalls an die Hüttenwerke geliefert, zum größten Teil aber in das Ruhrgasnetz eingespeist. Die Kokerei wurde im Dezember 1992 stillgelegt. 1998 weitgehend unter Baudenkmalschutz gestellt, ist die Kokerei heute Teil der Route Industriekultur und kann besichtigt werden. Höhepunkt der Anlage ist die ehemalige Kompressorhalle, die aber bei meinem Besuch leider geschlossen war.
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BERGWERK: Zeche Hansa
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FOTO: Kaue der Kokerei Hansa (13.07.2019) © Christian Twehues
ADRESSE: Emscherallee 11, 44369 Dortmund
GPS: 51.540881, 7.412278
Die Henrichshütte in Hattingen, gegründet im Jahr 1854, war weit über die Grenzen des Ruhrgebiets für ihren Edelstahl bekannt. Das Hüttenwerk wurde 1987 stillgelegt. Große Teile der Anlage, wie der Gasometer oder das symbolträchtige Gebäude des Blasstahlwerks, wurden in den Folgejahren gesprengt. Die Kosten für eine Erhaltung als Denkmal wären einfach zu hoch gewesen. Die verbleibenden Gebäude sind als Industriemuseum für den Besuch geöffnet. Das 70.000 m² große Gelände ist einer der Standorte des LWL Industriemuseums und Teil der Route Industriekultur.
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TAGS: Industriekultur, Industrieanlagen, Ruhrpott, Hüttenwerk, Industriemuseum
FOTO: Henrichshütte Hattingen (29.05.2019) © Christian Twehues
ADRESSE: Werksstraße 31-33, 45527 Hattingen
GPS: 51.407485, 7.188729
Der Abbau von Braunkohle in der Region Garzweiler reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Der großangelegte Abbau durch Rheinbraun, einer RWE Tochtergesellschaft, begann im Jahr 1983. Garzweiler umfasste ein Gebiet von 66 km². 1995 genehmigte die Landesregierung die geplante Ausweitung des Tagebaus auf Garzweiler II, einem 48 km² großen Gebiet westlich von Garzweiler I. Das Projekt war über mehrere Legislaturperioden bei den jeweils regierenden Parteien Nordrhein-Westfalens hochumstritten, die Genehmigung wurde aber nicht zurückgezogen. 2006 begann der Betreiber mit der Ausweitung unter starken Protesten der Bevölkerung. Die Braunkohle aus dem Tagebau wird überwiegend in den umliegenden Kraftwerken für die Stromerzeugung eingesetzt. Im Rahmen der Energiewende (2013) wurde politisch zunehmend die Verkleinerung des Abbaugebiets Garzweiler II diskutiert und letztendlich 2016 durch die Landesregierung entschieden. Für den Braunkohleabbau mussten die Autobahnen A61 und A44 im Wechsel abgetragen und nach dem Abbau neu aufgebaut werden. 7.600 Bewohner aus 12 Ortschaften wurden in neu geschaffene Orte umgesiedelt. Der Tagebau wird nach Abbau der Braunkohle wieder verfüllt. Die weitere Nutzung des Gebiets nach der Verfüllung (ca. 2035) wird noch diskutiert. Vorschläge reichen von einem großen natürlichen See, der Nutzung als Pumpspeicherkraftwerk bis zum Bau eines Flughafens für die Region.
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TAGS: Braunkohle, Tagebau, Garzweiler
FOTO: Garzweiler (18.10.2014) © Christian Twehues
ADRESSE: L241, 41363 Jüchen
GPS: 51.045458, 6.463318
Der Garnmarkt war Mitte des 18. Jahrhunderts im Aufschwung. Die Nachfrage nach dem besonders feinen Garn aus Cromford in England war sehr groß. Die englischen Fabriken hatten die Herstellungsprozesse und Maschinen geheim gehalten und sich ein Monopol in Europa aufgebaut. 1783 gelang es Johann Gottfried Brügelmann aus Wuppertal, ebenfalls das Cromforder Garn herzustellen. Seine in Ratingen gegründete Textilfabrik war die erste Fabrik ihrer Art auf dem europäischen Festland. Das Unternehmen florierte über ein Jahrhundert und wurde von den Nachkommen Brügelmanns weitergeführt. Durch zunehmende Konkurrenz kam das Unternehmen 1890 ins Trudeln, wurde in den Jahrzehnten danach mehrfach verkauft und 1977 letztendlich aufgelöst. Das Gelände der Fabrik wurde von einem Villenviertel überbaut. Übergeblieben von der alten Fabrik sind heute nur noch das Herrenhaus und der ursprüngliche Kern der Fabrik, die zu einem Museum umgestaltet wurden und besichtigt werden können. Sie geben einen guten Eindruck in das Leben und die Arbeitsbedingungen im 18. Jahrhundert.
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TAGS: Industrie, Textilfabrik, Industriemuseum
FOTO: Textilfabrik Cromford (22.03.2015) © Christian Twehues
ADRESSE: Cromforder Allee 24, 40878 Ratingen
GPS: 51.306150, 6.852895