vor 325-300 Mio. Jahren |
Die Steinkohlevorkommen im westlichen Europa entstanden im Erdzeitalter Karbon vor ca. 325 bis 300 Mio. Jahren. Die Braunkohlevorkommen sind deutlich jüngeren Datums, sie stammen aus dem Erdzeitalter Paläogen vor ca. 65 bis 23 Mio. Jahren. |
2200 bis 800 v. Chr. |
Zinn aus Cornwall wird in der Bronzezeit über Fernhandelswege bis in den Mittelmeerraum gehandelt. Das Metall wird für die Herstellung von Bronze benötigt. |
800 v. Chr. |
Erste archäologische Nachweise der Steinkohlenutzung im Saarland: Geschnitzte Schmuckstücke aus Kohle des Flözes Tauentzien werden als Grabbeilage verwendet. |
1113 |
Erste Erwähnung des Steinkohlenbergbaus im Aachen-Limburger Revier. |
1168 |
Silbererz wird bei Freiberg entdeckt. Der Silberfund löst ein "Berggeschrey" aus, einen Ansturm von Siedlern ins Erzgebirge. |
1190 |
Archäologische Funde weisen den Gebrauch von Steinkohle in Zwickau nach. |
1241 |
Bei Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge wird Zinn entdeckt. Das englische Zinnmonopol auf dem europäischen Kontinent wird gebrochen. |
1296 |
Erste urkundliche Erwähnung des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet; "Konrad, Sohn des Konrads, Kohlenkuhler aus Schüren" lässt sich 1296 in Dortmund einbürgern. 1302 überschreiben Heinrich und Dietrich von Aplerbeck ihr Haus zu Schüren mit allen Rechten zum Steinbrechen und Kohlengraben der Reinoldikirche. |
1298 |
Erste urkundliche Erwähnung des Erzbergbaus im Siegerländer Erzrevier: König Adolf von Nassau verpfändete seinen Vettern, den Grafen Heinrich und Emich von Nassau und deren Brüdern, für 1000 Mark Kölner Pfennige das Gebiet „mit dem Bergwerk am Ratzenscheit und mit allen Bergwerken in ihren Landen, wo man Silber suchen und finden kann“. |
1348 |
Erste urkundliche Erwähnung des Gebrauchs von Steinkohle im Zwickauer Steinkohlenrevier: Das Zwickauer Stadtrechtsbuch gebot „daz alle smide di inderthalp der mur sitzen mit nichte sullen smiden mit steinkoln“. |
1429 |
Erste urkundliche Erwähnung des Gebrauchs von Steinkohle im Saarrevier: 1429 bestätigten die Schöffen von Ottweiler Gewinnungsarbeiten in der Nähe von Ottweiler. |
1484 |
Erste urkundliche Erwähnung einer Silbergrube in der Gegend von Marienberg im Erzgebirge. |
1535 |
Erwähnung des Stollenbergwerks 'Auf der Goes' in Essen-Frohnhausen (später Hagenbeck). 1575 wurde die 'Societät der Köhler auf der Goes' in Essen-Frohnhausen in einer Bergeordnung dokumentiert. Wahrscheinlich handelt es sich um die älteste urkundlich nachgewiesene Zeche im Ruhrgebiet. |
Um 1540 |
Erfindung der Radpumpe in Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge. Die Pumpe nutzte Kurbel und Pleuelgestänge zur Umwandlung der Drehbewegung des Kunstrads in eine vertikale Bewegung der Pumpenkolben und war Vorläufer aller später im Bergbau eingesetzten Pumpenkünste. |
Um 1550 |
Beginn des Tiefbaus im Marienberger Silberbergbau. 1562 erreichte der Kunstschacht der Grube Kaiser Heinrich eine Teufe von 350 m. |
1556 |
Erste urkundliche Erwähnung des Steinkohlenbergbaus im Ibbenbürener Steinkohlenrevier: In seiner "Beschrievunge der Graischaf" erwähnt der Rentmeister van Limborg 1556, dass man dem Pächter der Kalköfen in der Bauernschaft Uffeln nahegelegt habe, die Öfen mit Kohle zu betreiben. |
1560-1590 |
Erster urkundlich erwähnter Stollen im Ruhrgebiet mit 370 m Länge im Kohlenbergwerk Fredholder Bank, später ab 18. Jhdt. Zeche Trappe in Wetter. |
1618-1648 |
Der Dreißigjährige Krieg bringt den Erzbergbau in Sachsen für Jahrzehnte zum Erliegen. |
1632 |
Die ersten Versuche mit Schießarbeiten im Bergbau fanden 1627 in einem Silberbergwerk im ungarischen Schemnitz statt. Die ersten Sprengungen im deutschen Bergbau wurden 1632 im Bergrevier Clausthal durchgeführt. Ab 1700 verbreitet sich die Schießarbeit auch zunehmend im Steinkohlenbergbau. |
1730 |
Erste Erwähnung von Steinkohlenbergbau im Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier. |
1785 |
Erste Dampfmaschine im Bergbau in Deutschland in Hettstedt zur Wasserlösung der Kupferstollen. |
um 1785 |
Einsatz von Pferdegöpeln zur Förderung aus dem Schacht. |
1799 |
Erste Dampfmaschine im Bergbau in Westfalen auf der Saline Königsborn für die Soleförderung. |
1800 |
Beginn des Tiefbaus im Ruhrgebiet. Die Zeche Vollmond in Bochum teuft den seigeren (senkrechten) Maschinenschacht ab und durchstößt das dort bis zu 20 m dicke mergelfreie Deckgebirge. Beginn der künstlichen Bewetterung. |
1802 |
Auf der Zeche Vollmond in Bochum kommt erstmalig eine Dampfmaschine im Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet zum Einsatz. |
1810 |
Erfindung der nassen Kohlenaufbereitung (Kohlenwäsche) durch Ernst Friedrich Wilhelm Lindig im sächsischen Königlichen Steinkohlenwerk Zauckerode. |
1812 |
Der Schacht Christine der Zeche Am Busch in Dortmund durchstößt als erster Schacht im Ruhrgebiet im Tiefbau die Mergelschicht (stark wasserführende Deckschicht über den kohleführenden Gesteinsschichten im nördlichen Ruhrgebiet). |
1820 |
Erste Dampfmaschinen im sächsischen Steinkohlenbergbau im Königlichen Steinkohlenwerk Zauckerode, Neuer Zauckeroder Kunstschacht |
1825 |
Einsatz von Dampfmaschinen in Ibbenbüren zur Entwässerung. |
1834 |
Erfindung des Drahtseils durch Oberbergrat Wilhelm August Julius Albert in Clausthal-Zellerfeld. Das Drahtseil verdrängte schnell das bis dahin im Bergbau in der Schachtförderung verwendete Hanfseil. |
1852 |
Erste dampfgetriebene Fahrkunst im Ruhrgebiet auf der Zeche Vereinigte Gewalt in Essen. |
1856 |
Der erste Malakowförderturm im Ruhrgebiet wird auf der Zeche Carl in Essen fertiggestellt. |
1857 |
Mit 296 zeitgleich aktiven Zechen erreicht das Ruhrgebiet den historischen Höchststand. |
1869 |
Erstes frei stehendes stählernes Fördergerüst auf der Zeche Julia in Herne. |
1882 |
Erste elektrische Grubenlok der Welt auf dem Oppelschacht in Zauckerode, gleichzeitig die erste elektrische Lokomotive der Welt im Dauerbetrieb. |
1902 |
Beim Abteufen von Schacht 1 auf der Zeche Auguste Victoria in Marl kommt zum ersten Mal im Ruhrgebiet das Gefrierverfahren zum Einsatz. |
1904 |
Schacht III der Gewerkschaft Morgenstern, später Martin Hoop Werk Zwickau, erreicht eine Teufe von 1.079 m. Er war zu diesem Zeitpunkt der tiefste Schacht Deutschlands. |
1906 |
Auf der Zeche Königsborn in Unna kommt erstmalig der Drucklufthammer für den Abbau zum Einsatz. |
1914 |
Einsatz von Druckluftlokomotiven auf der Zeche Radbod in Hamm. |
1922 |
Mit 576.644 Bergleuten erreicht das Ruhrgebiet den historischen Höchststand an Beschäftigten. |
1929-1932 |
Weltwirtschaftskrise: 40% Rückgang der industriellen Produktion im Deutschen Reich. Steinkohleförderung im Ruhrgebiet fällt von 124 Mio. t (1929) auf 73 Mio. t (1932). Die Anzahl der Beschäftigten geht von 400.000 (1929) auf 220.000 (1932) zurück. |
1939 |
Mit einer jährlichen Fördermenge von 130,2 Mio. Tonnen Steinkohle erreicht das Ruhrgebiet seinen historischen Höchststand. Die Anzahl der Beschäftigten liegt bei 330.000. |
1939-1945 |
Zweiter Weltkrieg: Zwangsarbeiter aus den besetzen Gebieten und ab 1942 vermehrt Kriegsgefangene aus Russland ersetzen deutsche Bergleute, die zum Kriegsdienst eingezogen werden. Damit kann die für den Krieg wichtige Kohleförderung weitestgehend aufrechterhalten werden. 1944 arbeiten ca. 160.000 sog. Fremdarbeiter im Ruhrbergbau unter teilweise menschenunwürdigen Verhältnissen und völlig unzureichend ernährt. |
1942 |
Erfindung des Kohlenhobels in Ibbenbüren. |
1945 |
Viele Zechen werden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt. Die Jahresfördermenge im Ruhrgebiet sinkt auf 33 Mio. t. Die Bergwerke werden unter die Leitung der britischen Besatzungsmacht gestellt. |
1949 |
Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Gründung der Internationalen Ruhrbehörde unter der Aufsicht der Siegermächte zur Kontrolle der rüstungsrelevanten Ruhrwirtschaft. |
1950 |
Die Jahresfördermenge im Ruhrgebiet erreicht wieder die 100 Mio. t Marke. |
1953 |
Die Internationale Ruhrbehörde wird aufgelöst. |
1957/58 |
Beginn der Kohlekrise in Deutschland. Aufgrund von Absatzrückgängen bauen sich große Haldenbestände auf. Die Zechen reagieren zuerst mit Feierschichten, später folgen zahlreiche Zechenstilllegungen. Das sog. 'Zechensterben' hat begonnen. |
1962 |
Am 7. Februar 1962 kommen auf der Grube Luisenthal im Saarrevier bei einer schweren Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion 299 Bergleute ums Leben. Es handelte sich um das schwerste Grubenunglück in der Geschichte des Saarreviers. |
1966 |
Als letztes Grubenpferd im Ruhrgebiet fährt der Schimmel Seppel auf der Zeche Lothringen nach „über Tage“. |
1969 |
Die Maschinenhalle auf der Zeche Zollern wird als erstes Industriebauwerk in Deutschland unter Denkmalschutz gestellt. |
1973 |
Weitere Absatzrückgänge. Konzentration des Steinkohleabsatzes auf Stahlindustrie und Elektrizitätswirtschaft. Erste Ölkrise und 'Autofreier Sonntag'. |
1975 |
Auf der Zeche Rheinland wird mit 5.267.615 t Kohle die historisch höchste Jahresfördermenge eines Bergwerks in Europa erreicht. Das Steinkohlenwerk Karl-Liebknecht wird als letztes Bergwerk im Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier stillgelegt. |
1977 |
Abkommen zwischen der deutschen Energiewirtschaft und dem deutschen Steinkohlenbergbau zur Sicherung der Steinkohleindustrie für 10 Jahre (Jahrhundertvertrag). Finanzierung durch den Kohlepfennig. |
1978 |
Das Steinkohlenwerk Martin-Hoop wird als letztes Bergwerk im Zwickauer Steinkohlenrevier stillgelegt. |
1979 |
Zweite Ölkrise. Bergwerk Haus Aden erreicht eine Rekord-Teufe von 1.415 m. |
1980 |
Verlängerung des Jahrhundertvertrags zur Sicherung der Steinkohleindustrie bis 1995. |
1982 |
Stahlkrise in Deutschland mit starken Auswirkungen auf den Steinkohlenbergbau. |
1985 |
Auslaufen der Zuschüsse für Kohlekraftwerke. |
1986 |
Mit der Zeche Zollverein schließt die letzte Zeche in Essen. |
1988 |
Bergwerk Ibbenbüren erreicht eine Endteufe von 1.545 m. |
1989 |
Die Zeche Haus Aden im Ruhrgebiet erreicht eine Endteufe von 1.635 m. |
1993 |
Artikelgesetz zur Anschlussfinanzierung des Steinkohleabsatzes in der Kraftwerkswirtschaft für weitere 10 Jahre von 1996 bis 2005. |
1997 |
Das Bergwerk Saar in Ensdorf im Saarland erreicht eine Endteufe von 1.751 m. |
2003 |
Anschlussregelung für die Steinkohlesubvention von 2006 bis 2012 mit weiterer Verringerung der Zuschüsse. |
2005 |
Im Ruhrgebiet wird mit 6,7 t Kohle pro Bergmann pro Schicht die historisch höchste Pro-Kopf Fördermenge erzielt. |
2007 |
Kohlerunde: Die Landes- und Bundesregierung einigen sich parteiübergreifend auf ein Ende der Kohlesubvention ab 2018 und besiegeln damit das Ende des nicht mehr wettbewerbsfähigen deutschen Steinkohlenbergbaus. |
2012 |
Als letzte Zeche im Saarland schließt das Bergwerk Saar in Ensdorf. |
2018 |
Am 4. Dezember 2018 wird das Bergwerk Ibbenbüren stillgelegt. Zeche Prosper-Haniel in Bottrop schließt am 21. Dezember 2018 als letztes Steinkohlenbergwerk seine Tore und beendet nach über 900 Jahren die Geschichte des aktiven Bergbaus in Deutschland.
QUELLEN: Huske 2006 - Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Hermann 2008 - Die alten Zechen an der Ruhr, Rickelmann/Röhrs 1983 - Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau, Kracht 2001 - Bochumer Zeitpunkte Heft 10, Wikipedia (Steinkohlenbergbau), RN, Wikipedia (Malakow-Turm), RAG (Geschichte Ibbenbüren), LWL (Zollern), Wikipedia (Bergwerk Saar), werner-linie.de, lwl.org/westfaelische-geschichte, technikmuseum-online.de, Wikipedia (Martin Hoop), Tagespresse, Recherche: Der Landgraph |